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Schmutzige, betende HändeAndacht: An ihren Händen sollt ihr sie erkennen!

Der Gedanke der Überschrift ist ja in der Tat so abwegig nicht, und nicht nur ein Sherlock Holmes wählte diesen Weg der Ersteinschätzung eines Mitmenschen. Ob wir langgliedrige, gepflegte Hände oder derbe mit Schwielen übersäte wahrnehmen, beringte oder geschmückte oder hinter dem Rücken versteckte, das erzählt schon etwas über Lebensweise und Lebensumstände von Menschen. Und ob Hände zu Fäusten geballt oder freundlich ausgestreckt sind, offenbart Empfindungen und Gefühle.

Die Hände eines Christenmenschen sind schmutzig und dreckig.

An ihren Händen sollt ihr sie erkennen. Wie müssten denn die Hände der Christenmenschen aussehen, wenn man sie als solche erkennen soll? Ich versuche mal eine Antwort, die vielleicht überraschen mag: Sie sollten schmutzig und dreckig sein! Und das nicht, weil man auf Hygiene keinen Wert legt, sondern weil man sich in die Dinge dieser Welt kniet und dort zupackt, wo Not an Frau und Mann ist. Christenmenschen dürfen sich nicht scheuen, sich die Hände schmutzig zu machen. Es gilt, andere aus dem Dreck zu ziehen, Wunden zu verbinden und auch heiße Eisen anzufassen.

Es sind Hände, die sich nach Gott ausrichten.

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Ein Christenmensch kann wohl schwerlich als Saubermann leben, der seine weiße Weste zur Schau trägt und seine Hände in Unschuld wäscht. Es ist ja nicht nur allein Pilatus, der sich auf solche Weise heraushält und vor der Verantwortung drückt. Nach ihm haben das viele versucht, all diese vielen Biedermänner, die Haus und Garten sauber halten, aber das Elend vor der Tür nicht sehen. Und häufig ist das ja so, dass man nur dann seine Hände nicht schmutzig machen muss, wenn andere das für einen erledigen. Also dann schon lieber offen und ehrlich "Dreck am Stecken"; aber den Dreck, in den ich den anderen nicht versinken lasse. Die schmutzigen Hände der Christen kommen nicht von ungefähr. Diese Hände sind in Wahrheit betende Hände, die sich nach Gott ausrichten. Denn Gott hat sich ja vor allem anderen die Hände schmutzig gemacht. In der Schöpfungslegende wird erzählt, wie Gott in den Staub gegriffen und den Menschen aus Erde und Ton geformt, und spätestens seit der Vertreibung aus dem Paradies wusste er, dass diese Menschheit mitunter eine schmutzige Angelegenheit ist. Dennoch hat er seine Hand nicht davongelassen, hat gehalten, geleitet, beschützt und getragen durch alle Zeiten hindurch. In seinem Sohn Jesus Christus hat er sich dann restlos besudelt. Er hat auch den dicksten Schlamassel geteilt, in dem Menschen stecken können. Als sie ihm die Ehebrecherin vorführten, dass er sie verurteile, zeichnete er mit den Fingern im Staub, als wolle er ganz bewusst die Schande mit ihr teilen. "Wer von euch ohne Schuld ist, der nehme den ersten Stein und werfe." Gottes Sohn zeigt sich solidarisch mit den Schuldigen. Später dann hat er seine Hand für die Welt ins Feuer gelegt. Wir können den Christus nicht anders haben als mit schmutzigen und durchbohrten Händen.

Es sind Hände, die sich schützend vor andere Menschen stellen.

Das letztere will er uns ersparen, das erste aber uns aufgeben. Wir sind gewohnt, zur Begrüßung einander die Hände zu schütteln. Lasst uns also die Hände reichen und über den Händedruck auch zum Schulterschluss finden, indem wir gemeinsam Verantwortung übernehmen für das, was um uns herum nicht in Ordnung ist. Wir können in unseren Gottesdiensten gemeinsame Anliegen ins Gebet nehmen. Wir können in unseren Gruppen und Kreisen wichtige Themen aufgreifen und uns austauschen. Wir können gemeinsam handeln, etwa indem wir uns schützend vor Menschen stellen, die angefeindet werden, oder den falschen Saubermännern entgegentreten und ihre wahren Interessen aufdecken.

Wir werden uns dabei die Hände schmutzig machen. Das ist nicht einfach und mag uns zuweilen ängstigen. Wir werden aber dabei immer nur Gott in die Hand fallen und nicht den Menschen. Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Sommerzeit.

Wolfgang Blöcker nach einer Idee von E.U. Metz



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