Jesus Christus spricht: Liebt Eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen! Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch beschimpfen! Lukas 6, 27-28
Na, da geht das neue Jahr ja gut los. Das ist aber ganz schön viel verlangt. Das war zumindest mein erster Gedanke, als ich den Text aus dem Lukasevangelium gelesen habe, der gleichzeitig unsere erste Monatslosung im neuen Jahr ist. Wie kann man denn so ein neues Jahr beginnen, gute Vorsätze hin oder her? Meine Feinde soll ich lieben und denen, die mich hassen auch noch Gutes tun? Echt jetzt? Wieso? Die tun mir noch auch nichts Gutes, denke ich da, zugegebenermaßen etwas bockig. Na schön, nun steht das da aber nun mal vor mir und will mir scheinbar etwas sagen. Und das will ich hören.
Ein ganzes Kapitel widmet der Evangelist der Feindesliebe, dem auch die beiden Verse unserer Monatslosung entstammen. Gefordert wird darin von uns etwas Besonderes, ja Außergewöhnliches zu tun. Denn unseren Freunden Gutes zu tun und die zu lieben, die uns wohlgesonnen sind, wäre ja auch einfach, zu einfach. So sind wir Menschen aber in der Regel gestrickt - Leistung für Gegenleistung. Wer mir etwas Gutes tut, der kann auch von mir im Gegenzug etwas Gutes erwarten, leichteste Übung. Aber das ist nicht der uns gegebene Auftrag. Sondern wir sollen auf Hass und Beschimpfung mit Liebe, mit Freundlichkeit, mit Güte und Barmherzigkeit reagieren, ganz wie es Jesus uns vorgelebt hat. Und das ist alles andere als einfach. Denn schließlich demütigt und verletzt uns Hass zutiefst, Unfreundlichkeit und Unbarmherzigkeit entzweien. Aber auf die Feindesliebe steht ein großer Lohn, lesen wir bei Lukas weiter. „Ihr werdet Kinder des Höchsten sein“ (Lukas 6, 35) heißt es dort, wenn wir denn dem Auftrag Gottes und Jesu Vorbild folgen.
Weiterlesen
Jesus war der Allerverachtetste. Er hat Folter, Spott und Hohn ertragen, obwohl er ganz ohne Schuld war. Und was tut er? Er liebt die, die ihm das antun, er vergibt ihnen, ist barmherzig, wie unser himmlischer Vater barmherzig mit uns ist. Und Jesus stirbt letztlich aus dieser Barmherzigkeit heraus für seine Feinde am Kreuz, stellvertretend für ihre Sünden, auch für meine und auch für Deine. Warum er das tut? Ich glaube, weil die Liebe eine große Kraft ist, eine Kraft, die harte Herzen verändert, die Mauern einreist, die versöhnt und die verbindet. Die Liebe kann Böses in Gutes verwandeln und Menschen von Grund auf verändern.
Fragst Du Dich auch, wie das gehen kann? Lass uns doch hierfür ein kleines Gedankenspiel spielen und stell Dir Folgendes vor: Du hast Dich mal wieder über eine Person richtig geärgert, bist vielleicht sogar verletzt durch ihr Handeln, wütend und so gar nicht gut auf diese Person zu sprechen. Und so schaust Du auch drein – finster. Und in dem Moment, in dem man Dich wahrscheinlich am besten lieber nicht anspricht, bekommst Du ein Lächeln geschenkt. Nicht irgendein Lächeln, sondern eines, was Dich in der Tiefe Deines Herzens berührt, weil es sich aus der Liebe Gottes speist. Kannst Du dem widerstehen? Ich denke nicht. Wahrscheinlich musst Du ganz automatisch selbst lächeln, angesteckt von der Liebe Gottes. Denn dieses Lächeln vermag die wunde Stelle in Deinem Herzen zu erreichen und macht heil, was gerade so gar nicht heil war. Es legt sich wie eine heilsame Salbe über diese Wunde und macht etwas mit Dir – Deine Wut wird gebrochen, Deine Verletztheit wird heil. Ein Gefühl, dass wie Balsam für Deine Seele ist und Dir einfach nur guttut. Und ich glaube, genau das geschieht, wenn wir auf Hass mit Liebe reagieren und nicht menschenerwartungsgemäß mit Groll und Vergeltung. Denn die Liebe, die sich aus der selbst erfahrenen Vergebung und der Liebe Gottes speist, ist viel größer als der Hass und zwingt ihn in die Knie, ja bricht ihn. Ein hasserfülltes Herz kann der Liebe nicht widerstehen, so wie wir diesem Lächeln nicht.
Jaa…, aber nun sind wir nicht Jesus, sondern fehlbare Menschen. Also wie können wir das leisten, was von uns gefordert wird, woher die Kraft nehmen zu vergeben, die eigene Demütigung und Verletztheit zu vergessen, um unsere Feinde zu lieben?
Mein Blick wandert bei diesen Fragen zum Kreuz auf Golgatha. An dem hängt unser Heiland und Bruder, Jesus Christus – völlig frei von Schuld, aber verachtet, verspottet, bespuckt und trotzdem voller Liebe zu uns. Er nimmt unsere Schuld stellvertretend auf sich, stirbt für uns den Tod, den wir verdient hätten, damit wir ewiges Leben haben und selbst „Kinder des Höchsten“ sein können. Was für ein Beweis seiner grenzenlosen Liebe. Noch am Kreuz bittet Jesus für seine Feinde, für die, die ihn dort hingebracht haben: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ (Lukas 23, 34) Wenn Jesus für Dich und für mich all das ertrug, wie können wir dann nicht seinem Auftrag folgen? Was hindert uns dann daran, etwas Außergewöhnliches zu tun und Böses wider erwartend nicht mit Bösem, sondern mit Gutem zu vergelten? Was hindert uns dann daran, Liebe zu üben dort, wo man sich hasst und für unsere Feinde zu bitten? Wenn wir es schaffen, so zu handeln, führen wir den Menschen das Wesen Gottes vor Augen, zeigen der Welt, wer Gott wirklich ist, der im Stellvertretertod seines Sohnes den größten Liebesbeweis erbracht hat. So können wir der Welt vorleben, wie Entzweites wieder eins werden kann, wie Versöhnung gelingt und wie die bedingungslose Liebe Frieden stiftet. Und ich erachte das für einen tollen, einen lohnenswerten Auftrag, der uns zu „Kindern des Höchsten“ macht.
Nein, es ist wahrlich nicht einfach, aber vor dem Hintergrund des Wissens, dass Jesus für mich weitaus mehr erlitten hat und ich selbst die Erfahrung von Vergebung und bedingungsloser Liebe machen durfte, lässt mich dann vielleicht doch die Kraft aufbringen, meinen Feinden zu vergeben und mit der geschenkten Liebe Gottes im Herzen dem Hass entgegenzutreten.
Wenn ich zu Anfang noch gedacht habe: „Wie kann man denn mit so einem Text das neue Jahr beginnen?“, bin ich nun überzeugt davon, dass wir nur so das neue Jahr beginnen und es unter den Schutz der Liebe Gottes, ja der Feindesliebe stellen sollten, die Frieden stiftet und versöhnt.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein friedliches und liebevolles neues Jahr 2025.
Gedanken zur Monatslosung Januar 2025 von Antje Behr
Musik: Sunrise, Interpret: Music Production Keys
Jetzt auch als Podcast
Die Gedanken zur Monatslosung gibt es jetzt auch im Podcast "Hoffnung, die mich leben lässt" zu hören.